Heilmittel Sehnsucht
Teil 4: Warum Sehnsucht?
Wir haben uns am Ende des letzten Beitrages mit einem
Widerspruch konfrontiert gesehen:
Einen Teil der Antwort nach der Frage was Sehnsucht ist,
fanden wir in der Erkenntnis: Sehnsucht ist (auch) eine Suche nach Gott UND
eine Suche nach sich selbst.
Geht das zusammen?
Viele Menschen, mit denen ich spreche, glauben, um Gott zu
finden, braucht es bestimmte Haltungen:
Wir glauben vielleicht, wir sind Gott nahe,
·
wenn wir asketisch leben
·
wenn wir bescheiden sind
·
wenn wir uns klein machen
·
wenn wir uneigennützig leben
·
hohe Opferbereitschaft zeigen
usw.
Auf diese Weise bewegen wir uns sehr stark von uns selbst
weg.
Wer kennt nicht den
berühmten Teil (ursprünglich von Marianne Williamson) aus der Rede Nelson Mandelas
zu seinem Amtsantritt? Da heißt es u.a.
„.....Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das uns
am meisten Angst macht.
Wir fragen uns, wer
bin ich, mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen?...“
Das ist - zumindest
in den nicht mehr ganz jungen Generationen, zu denen auch ich gehöre – die
Ausrichtung, die uns vertraut ist. Diese Wertevorstellung wurde uns, zumindest
der Kinder der Kriegs/Nachkriegsgeneration von unseren Eltern, Lehrern und der
Gesellschaft vermittelt, vorgelebt.
Wenn Du unauffällig bleibst, bescheiden, klein, dann wirst
Du geliebt. Dann bist Du in Ordnung.
In der Rede Nelson Mandelas heißt es dann:
„Aber wer bist Du,
Dich nicht so (brillant, großartig etc. – s.o.) zu nennen?
Du bist ein Kind
Gottes.“
DAS ist die Begründung dafür, unsere Größe zu leben! Wir
sind „ein Kind“ Gottes und DESHALB dürfen wir uns „großartig“ fühlen und das
auch leben!
Weiter sagt er:.
„Dich selbst klein zu
halten, dient nicht der Welt.“
Ahaa? Überrascht uns das nicht? Haben wir es nicht anders
herum gelernt? Aber vielleicht haben wir „Welt“ verwechselt, mit den
Bedürfnissen derer, die es uns beigebracht haben?! Denn unsere Erzieher, wer
auch immer einen großen Einfluss auf uns als Kind hatte, haben dies ja selbst
in noch viel stärkerem Maße erlebt, weil sie in einer schlimmen Zeit
aufwuchsen, die geprägt war von Gewalt und Unterdrückung.
Also haben sie uns in guter Absicht weiter gegeben, was sie
selbst als hilfreich erlebt haben. Diese Art der Prägung reicht aber noch viel
weiter zurück. Es war immer im Interesse mächtiger Herrscher, ob politischer
oder religiöser Machthaber, uns klein zu halten. Denn das ist sicherer und weniger anstengend. Und schon ein Schaf, das aus der
Herde ausschert, ist gefährlich. Andere könnten auch auf den Geschmack kommen.
Nelson Mandela sagt in seiner Rede weiter:
„Es ist nichts
Erleuchtetes daran, sich klein zu machen ...“
Das ist es doch, was wir oft glauben? Menschen glauben sich
gerne „erleuchtet“
Oft steckt dahinter eine große Unsicherheit über die eigene
Identität. Eine Unsicherheit, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, der
einem das notwenige Gefühl von Selbstwert gibt, das viele von uns sich
erarbeiten müssen – aufgrund eben dieser Prägungen.
Aber: „Du bist ein Kind Gottes“. Aber was bedeutet das
eigentlich genau?
Was es für mich bedeutet, dazu komme ich im nächsten Beitrag.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nikolaustag und eine
schöne Adventswoche!
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